Vom 9. bis 13. Oktober wird nun Tiflis zum Treffpunkt für unser zweites Seminar des #EngageCaucasus-Projekts.
Die vom Auswärtigen Amt unterstützte Workshopreihe führt so die Zusammenarbeit von jungen Vertretern der Zivilgesellschaft, Medienschaffenden und Wissenschaftlern aus Georgien und Armenien fort. Zusammen mit internationalen Dozenten wie Vazha Tavberidze (Georgian Institute for Security Policy, GISP) und Moritz Preißer (Co-Founder der Kreativagentur Granny) widmen sie sich im Wechsel von Theorie, Reflexion und konkreter Projektarbeit drängenden Herausforderungen und Chancen für die Zivilgesellschaft der Region.
Ein Höhepunkt wird der Vortrag von Emil Avdaliani sein, CEPA Fellow und Professor für Internationale Beziehungen an der Europäischen Universität Tiflis. Unter dem Titel „Shifting Paradigms: Security Challenges for the South Caucasus region“ wird er sicherheitspolitische Fragestellungen der Region eingehend analysieren und damit einen grundlegenden Beitrag zu unserem Verständnis der aktuellen, von tiefreichenden Spannungen geprägten Situation leisten.
Ebenfalls auf der Agenda steht eine Diskussionsrunde mit Prof. Hans Gutbrod von der Ilia State University. Im Gespräch mit Vazha Tavberidze von GISP werden sich zum Thema „Georgia at the crossroads – what’s at stake?“ wichtige Einblicke in die gegenwärtigen Entwicklungen in Georgien bieten und die Gruppe dazu anregen, die möglichen Wege in die Zukunft des Landes zu reflektieren.
So zielt auch dieses Seminar darauf ab, Zivilgesellschaft zu stärken und ein umfassendes Verständnis von Demokratie zu fördern. Dafür bleibt auch jetzt entscheidend, dass nicht nur Hauptstädte, sondern auch die ländlichen Gebiete in den Blick genommen werden, in denen bürgerschaftliches Engagement oft schwächer etabliert ist. Hierzu entwickelt die binationale Gruppe konkrete Projektideen, die in intensiven „Co-Creation Labs“ im Rahmen des Seminars zu Prototypen entwickelt werden sollen.
Wir freuen uns auf einen lebendigen, produktiven Austausch und darauf, gemeinsam die Sicherung einer demokratischen Zukunft für die Region zu unterstützen.
#EngageCaucasus wird vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) als Teil seiner Capacity Building-Arbeit in Zusammenarbeit mit EduHub und dem Georgian Institute for Security Policy (GISP) organisiert. Die Initiative wird vom Auswärtigen Amt im Rahmen des Programms #CivilSocietyCooperation gefördert.
Zwischen dem 19. und 23. August kamen 15 armenische Journalisten in Berlin zum zweiten Workshop des Programms „Local Media Matters“ zusammen. Das Projekt wird vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM, Köln und Berlin) und EduHub (Jerewan, Armenien) organisiert und durch das Auswärtige Amt im Rahmen des Programms „Ausbau der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland“ (#CivilSocietyCooperation) unterstützt. Die Teilnehmer waren im neuen Publix Haus der Schöpflin Stiftung zu Gast.
Das Programm besteht aus drei fünftägigen Modulen und nimmt die zentrale Rolle des Lokaljournalismus als Ausgangspunkt für eine systematische Auseinandersetzung mit seiner Zukunftsfähigkeit, untermauert durch aktuelle theoretische und praktische Impulse. Ziel ist es, journalistische Kompetenzen und Techniken zu verbessern sowie den Austausch zwischen 15 jungen Vertretern etablierter Medien und neuer Journalismusportale sowie Solo-Unternehmern und Wissenschaftlern zu fördern. Gleichzeitig soll bei den Teilnehmenden eine Reflexion über ihre eigene Arbeit angeregt werden. So schafft die Initiative einen Raum für Reflexion, Peer-to-Peer-Coaching und konkrete Projektarbeit, um Strategien zu entwickeln, wie die grundlegenden Veränderungen, die sich durch die Digitalisierung in den Bereichen Finanzierung, Produktion und Vermarktung von Journalismus ergeben, für die regionale Versorgung mit Qualitätsjournalismus genutzt werden kann.
Zu den Höhepunkten des Programms zählten Diskussionen mit Matthias Bannert (Medieninsider), der Besuch des Deutschen Bundestages sowie der Redaktion von WELT/WamS. Darüber hinaus hielt die Wiener Medien- und Innovationsexpertin Edith Michaeler einen Vortrag zur Positionierung von Medienprodukten in einem dynamischen Umfeld und begleitete die Projektarbeit der Teilnehmenden.
#LocalMediaMatters wird vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) als Teil seiner Capacity Building-Arbeit in Zusammenarbeit mit EduHub und dem Georgian Institute for Security Policy (GISP) organisiert. Die Initiative wird vom Auswärtigen Amt im Rahmen des Programms #CivilSocietyCooperation gefördert.
Mit Erschütterung müssen wir die Nachricht bekannt geben, dass unser Gründungsdirektor und Geschäftsführer Lutz Hachmeister gestorben ist. Er starb völlig unerwartet am 26. August, zwei Wochen vor seinem 65. Geburtstag, in Köln.
Den plötzlichen Tod von Lutz Hachmeister und die Lücke, die er hinterlässt, werden wir alle erst mit Abstand begreifen. An dieser Stelle seinen herausragenden Intellekt, seine unerschöpfliche Neugier, sein visionäres Gespür für Themen und seine Sprachkunst zu preisen, erübrigt sich fast von selbst – sie waren offensichtlich. Keine Worte könnten ihnen gerecht werden. Unberechenbar, aber beständig brillant, streitbar, aber als Autorität unumstritten, ein öffentlicher Intellektueller par excellence und ein sehr privater Mensch: Lutz’ Person entzog sich tradierten Kategorien, sein Schaffen sprengte Silos, ohne sich jemals Opportunitäten oder Moden zu unterwerfen. Geschichte und Geschichtspolitik, Journalismus, Philosophie und Medientheorie, Rundfunk- und Medienpolitik, Plattformen, „Twitterpolitik“ und KI – nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Vielseitigkeit hat er wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskurse zu diesen Themen nachhaltig geprägt. Kaum jemand im deutschsprachigen Raum hat die Folgen der Medien- und Technikevolution auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in ihren komplexen Wechselwirkungen so früh, so umfassend erfasst. Wann immer er sich etwa – oft lustvoll pointiert, immer kenntnisreich – mit Interventionen zum Strukturwandel der Medienpolitik oder zur Reform des um eine „dritte Säule“ zu ergänzenden dualen Rundfunksystems zu Wort meldete, war ihm die Aufmerksamkeit der Szene gewiss. Die Bandbreite seines Schaffens war enorm – er war Wissenschaftler und Journalist, Film- und Buchautor, Unternehmensberater, Initiator eines internationalen Filmfestivals und Institutsdirektor.
Mit der Gründung des IfM im Jahr 2005, das sich rasch zu einem hochrangigen Forum für die Medienbranche, die Kommunikationsforschung und die handelnde Politik entwickelte, fand Lutz Hachmeisters These, dass der Bedeutungsgewinn von Medien- und Kommunikationspolitik auch eines Ortes bedarf, an dem aktuelle Debatten und Zukunftsfragen öffentlich, aber auch strategisch erörtert werden, ihre Entsprechung. Der genius loci der Institutsräume in der Berliner Fasanenstraße ist unter all jenen, die bei den medienpolitischen Kolloquien mit internationalen Wissenschaftlern, Spitzenpolitikern, CEOs und Chefredakteuren zugegen waren, unvergessen. Dass mit dem „Vor-seiner-Zeit-Sein“ das Risiko einherging, anzuecken und nicht verstanden zu werden, hat er in Kauf genommen. Egal war es ihm, aller ostentativen Robustheit zum Trotz, nicht. Doch so präzise er die föderale Zuständigkeitsvielfalt, die Idiosynkrasien und Eigenlogiken von Medienpolitik, Verwaltung und Senderapparaten zu sezieren verstand, so wenig Lust hatte er darauf, sich zu verbiegen und sich mit der für die Beratungsbranche üblichen Geschmeidigkeit durch das Feld unterschiedlicher Interessen und Befindlichkeiten zu navigieren.
Viele der Vorschläge, die dieser „Ein-Personen-Zukunftsrat“ teils vor über einem Jahrzehnt formulierte und die seitdem nur an Aktualität gewonnen haben, harren weiter der Umsetzung. Doch ein „intellectuel engagé“, ein engagierter Intellektueller, ist kein Intellektueller, der Politik macht. Vielmehr ist es jemand, der sich in die politische Debatte einmischt, ohne jedoch die Anforderungen seiner täglichen Tätigkeit als Wissenschaftler aufzugeben; andernfalls, so erklärt es Pierre Bourdieu in Pierre Carles’ Dokumentarfilm „La sociologie est un sport de combat“ von 2001, wäre er „ein Clown“. Die Charakterisierung als „intellectuel engagé“ hätte Lutz hoffentlich auch für sich akzeptiert (und die Tatsache, dass sie aus den sozial- und kulturtheoretischen Diskurs Frankreichs stammt, dem er sich eng verbunden fühlte, erhöht die Wahrscheinlichkeit beträchtlich). Glücklich können sich all jene schätzen, die nicht nur seinen Intellekt erlebten, sondern auch die leisen Momente, in denen er sich selbst hinterfragte oder seinen feinen Humor auf sich selbst lenkte. Wer die Gelegenheit hatte, Zeit mit ihm an der Côte d’Azur zu verbringen, erlebte in Juan-les-Pins bei ausgedehnten Spaziergängen sowohl seine enzyklopädische Kenntnis der Kulturgeschichte des von ihm geliebten Seebads als auch die Ruhe, gemeinsam mit ihm in einer Strandbar schweigend aufs Meer schauen zu können. Man verstand, nach welcher Maxime Lutz Hachmeister auch sein Leben als öffentliche Person gestaltete und unter den vielen Interview- und Vortragsanfragen, die ihn erreichten, sorgfältig auswählte: Wer wirklich viel zu sagen hat, muss sich nicht immer und zu allem äußern.
2019 übergab Lutz Hachmeister den Staffelstab mit einem 50.000-Zeichen-Interview in der Medienkorrespondenz an Publizisten und Politikberater Leonard Novy, der das Institut seitdem ehrenamtlich mit einem kleinen Team von Köln und Berlin aus leitete. Die Internationalisierung des Instituts – Veranstaltungen in New York und Georgien, Kooperationen mit Universitäten wie Cambridge und Köln, die Weiterentwicklung der Cologne Futures mit dem WDR, Capacity-Building-Programme mit dem Auswärtigen Amt in Osteuropa, das gemeinsam mit dem Haus des Dokumentarfilms erfolgreich etablierte Roman Brodmann Kolloquium für Medienfreiheit und Dokumentarfilm sowie die Zusammenarbeit mit der internationalen Medienkonferenz M100 – all das verfolgte Lutz Hachmeister nicht nur mit Wohlwollen, sondern brachte sich weiter aktiv ein. In den Büroräumen in Köln-Nippes blieb er eine konstante Präsenz, war dem jungen Team um Büroleiterin Mia Paetzold ein wichtiger Mentor und prägte als geschäftsführender Gesellschafter weiterhin die strategische Ausrichtung des IfM. Und obwohl er öffentlich stets erklärte, die Medienpolitik hinter sich gelassen zu haben: War es ihm nicht mutig, nicht radikal genug, oder schlicht zu läppisch (zu sehr „Mickey Mouse“), dann meldete er sich weiter zu Wort. „Es gibt ja wenig Peinlicheres als ältere Männer, die aus Angst vor Statusverlust plötzlich ihre patriotische und strukturkonservative Gefühligkeit entdecken“. Mit diesen Worten kommentierte Lutz in seinem Abschiedsinterview in der Medienkorrespondenz die oft befremdlichen Alterskarrieren ehemaliger Meinungsführer. Das, so viel ist gewiss, wäre ihm nie passiert. Wie es nun weitergeht? Schwer vorstellbar. Lutz hätte gesagt: „Das müssen jetzt andere machen.“
Leonard Novy
Die Trauerfeier und Beisetzung finden statt am Montag, 14. Oktoberum 12 Uhr,auf dem Friedhof Melaten in Köln.
Vom 21. bis 25. Juli fand in Yerevan das erste Modul des Projektes „Local Media Matters“ zur Zukunft des Lokaljournalismus in Armenien statt. 15 Nachwuchs-Journalist:innen kamen zusammen, um die Herausforderungen und Chancen ihres Berufsfeldes zu diskutieren. Ziel war es, die Teilnehmer miteinander zu vernetzen und gemeinsam Strategien zur Stärkung des Qualitätsjournalismus auf lokaler Ebene zu entwickeln.
Der Workshop bot eine Plattform für Austausch, Reflexion und praxisnahe Übungen. Besonders im Fokus standen die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Medienlandschaft und die Notwendigkeit, professionelle Kompetenzen zu erweitern. Die Teilnehmenden erarbeiteten individuelle und gemeinsame Ziele und setzten sich intensiv mit den aktuellen Problemen des armenischen Journalismus auseinander.
Dieser erfolgreiche Auftakt legte den Grundstein für eine vertiefte Auseinandersetzung in den kommenden beiden Modulen, bei denen wir weiter an der Professionalisierung und Vernetzung der lokalen Journalist:innen arbeiten werden. Zu den Referenten des von Leonard Novy geleiteten Seminars zählten der Wiener Innovationsexperte Milo Tesselaar und Armen Sargsyan (Media Initiatives Center, Yerevan).
„Local Media Matters“ wird vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) als Teil seiner Capacity Building-Arbeit in Zusammenarbeit mit EduHub organisiert. Die Initiative wird vom Auswärtigen Amt im Rahmen des Programms #CivilSocietyCooperation gefördert.
Zwischen 4. und 8. Juli fand das Auftaktseminar des #EngageCaucasus-Projektes in Yerevan statt. Diese vom Auswärtigen Amt unterstützte Workshopserie adressiert junge Vertreter der Zivilgesellschaft, Medienschaffende und Wissenschaftler zwischen 20 und 30 Jahren aus Georgien und Armenien.
Seit der Samtenen Revolution hat Armenien auf seinem Weg zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten erhebliche Fortschritte gemacht. Diese Fortschritte sind jedoch erst der Anfang eines viel längeren Prozesses. Derweil werden die bevorstehenden Wahlen in Georgien, über die in der EU im Allgemeinen nicht viel berichtet wird, erneut ein Schlaglicht auf die erheblichen Spannungen und Herausforderungen lenken, denen sich die junge Demokratie gegenübersieht.
Um beiden Ländern eine demokratische Zukunft zu sichern, ist es von Bedeutung, die Zivilgesellschaft zu stärken und ein umfassendes Verständnis von Demokratie zu fördern, das Demokratie als partizipatorische Lebensform aller sieht – nicht nur als eine Instanz zur Legitimierung der politischen Herrschaft anderer. Dazu ist es notwendig, den Blick nicht nur auf die Hauptstädte zu richten, wo viel soziales Kapital konzentriert ist, sondern vor allem auf die ländlichen Gebiete, wo Zivilgesellschaft und bürgerschaftliches Engagement oft schwächer sind. Darauf zielt #EngageCaucasus ab – mit Theorie, Reflexion und einem Schwerpunkt auf der gemeinsamen Entwicklung konkreter Projekte. Das zweite Seminar findet im Oktober in Tbilisi statt.
#EngageCaucasus wird vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) also Teil seiner Capacity Building-Arbeit in Zusammenarbeit mit EduHub und dem Georgian Institute for Security Policy (GISP) organisiert. Die Initiative wird vom Auswärtigen Amt im Rahmen des Programms #CivilSocietyCooperation gefördert.