Neue Rangliste: Medienkonzerne aus Asien holen im weltweiten Umsatz-Ranking auf

Medien- und Wissenskonzerne aus dem asiatischen Raum nehmen im weltweiten Umsatzranking eine immer gewichtigere Rolle ein. Das geht aus dem jetzt verfügbaren neuen Ranking der größten Medienkonzerne der Welt hervor, das vom Kölner Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) online publiziert wurde. War der asiatische Raum vor zehn Jahren nur mit fünf Konzernen aus Japan vertreten (mit einem Gesamtumsatz von 33,26 Mrd. Euro), erzielten Medienkonzerne aus Japan und China 2023 den zehnfachen Umsatz von 343 Mrd. Euro. Und fand man im Ranking der 50 größten Medienkonzerne 2014 noch gar keine chinesischen Vertreter, kommt China 2023 mit fünf Konzernen schon auf einen Umsatz von umgerechnet 227 Mrd. Euro.

Auch aus China: TikTok-Betreiber Bytedance (Peking), der große Aufsteiger und oberste nicht US-amerikanische Konzern im IfM-Ranking. Vor zwei Jahren lag der riesige Tech-Konzern auf dem achten, letztes Jahr auf dem sechsten, jetzt auf dem vierten Rang (mit einem Umsatz von geschätzt 110 Mrd. US-Dollar).

Hier bleibt allerdings abzuwarten, wie sich die Situation um Bytedance auf einer hochpolitischen Ebene entwickelt und ob Bytedance seine hohe Position im Ranking dauerhaft halten kann. Denn das US-Repräsentantenhaus beispielsweise erwägt eine Sperrung von TikTok in amerikanischen App-Stores, um zu verhindern, dass China die überaus erfolgreiche Plattform für politische Einflussnahme nutzt.

„Der Marktdruck durch Anbieter aus dem asiatischen Raum, auch im Werbemarkt, wird vor allem zwei Tendenzen verstärken: Fusionen traditioneller Medienkonzerne in Europa und die globale Einverleibung von Publizistik, Sportrechten und Entertainment durch reichweitenstarke Streaming- und Telekom-Unternehmen“

„Der Marktdruck durch Anbieter aus dem asiatischen Raum, auch im Werbemarkt, wird vor allem zwei Tendenzen verstärken: Fusionen traditioneller Medienkonzerne in Europa und die globale Einverleibung von Publizistik, Sportrechten und Entertainment durch reichweitenstarke Streaming- und Telekom-Unternehmen“, sagte IfM-Geschäftsführer Lutz Hachmeister anlässlich der Publikation des neuen Rankings auf epd-Anfrage. Hachmeister hatte das kommentierte Ranking, gemeinsam mit dem Dortmunder Journalistik-Professor Günther Rager, in den 1990er Jahren lanciert, zunächst in Buchform („Wer beherrscht die Medien?“, C.H. Beck 1997). Mit der Gründung des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik (2005) wurde daraus die heutige  Medienkonzern-Datenbank des IfM.

Nach wie vor aber sind es die ganz großen US-Konzerne, die das Ranking dominieren. Unangefochten an der Spitze bleibt der Mediengigant Alphabet (Google, YouTube), mit einem Gesamtumsatz von mittlerweile 307,4 Mrd. US-Dollar (umgerechnet 284,3 Mrd. Euro). Zwei haben dann wie 2022 die Plätze getauscht.

Zurück von Platz drei auf Platz zwei: Meta Platforms (bekannt für die sozialen Netzwerke Facebook, WhatsApp, Instagram) mit rund 135 Mrd. US-Dollar. Und umgekehrt zurück auf Platz drei: der Kabel- und Film/TV-Konzern Comcast (u.a. NBC Universal) mit jetzt 121,5 Mrd. US-Dollar. Comcast: vor einiger Zeit (2011–2015) sogar der größte Medienkonzern der Welt.

Auf Platz 18 dann (wie im Vorjahr) mit Bertelsmann der erste deutsche/europäische Medienkonzern (RTL, Gruner + Jahr, rund 20 Mrd. Euro). Vivendi (Paris) macht nach der Fusion mit dem anderen großen französischen Medienkonzern Lagardère zwar zehn Plätze gut (steigt von 30 auf 20), bleibt in Europa aber unverändert auf dem 2. Rang (Umsatz: 16,5 Mrd. Euro). Allerdings belegen die Zahlen: Mit dem Mediengeschäft der großen europäischen Konzerne geht es bergab. 2014 hatte Europa einen Anteil von 17,5 % (oder 80,7 Mrd. Euro) an den 50 größten Medienkonzernen (Umsatz gesamt: 473,32 Mrd. Euro). 2023 hat sich dieser Anteil halbiert: Jetzt waren es noch 138,45 Mrd. Euro von insgesamt 1,55 Billionen – oder 8,93 %. Auch ein Beispiel für die neue bipolare Weltordnung, die sich im 21. Jahrhundert abzeichnet, mit den nicht nur im Bereich der Medien führenden USA und China.

Zweitgrößtes deutsches Medienunternehmen ist die öffentlich-rechtliche ARD mit 7,25 Mrd. Budget aus Rundfunkbeiträgen, Werbung und Lizenzen. Insgesamt verfügt das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem (ARD, ZDF, Deutschlandradio) über ein Budget von rund 10 Milliarden Euro, weit vor Großbritannien mit der BBC (6,58 Mrd.).

Das Ranking der größten Medienkonzerne der Welt für das Jahr 2023 ist auf der institutseigenen Datenbank mediadb.eu ab sofort online; weitere Informationen zur Zusammensetzung des Rankings finden Sie hier. Umfangreiche Porträts der aufgestiegenen Konzerne plus englische Fassungen werden von der IfM-Redaktion nach und nach eingepflegt. Dazu gibt es auf mediadb.eu einen aktualisierten Überblick über die Besitz- und Machtstrukturen der europäischen Medienmärkte, d.h. der 27 EU-Mitglieder und weiter der Schweiz, Großbritanniens, Norwegens und Islands.

Bei Rückfragen: info@institut-medienpolitik.de