Die YouTuber und das Fernsehen

Das neue JAHRBUCH FERNSEHEN 2015 ist erschienen – mit Essays von Lutz Hachmeister, Sabine Sasse, Hannah Pilarczyk, Jan Freitag und Christian Bartels.

Gerade hat der YouTube-Star „Le Floid“ alias Florian Mundt brav und artig die Bundekanzlerin interviewt, nun folgt im JAHRBUCH FERNSEHEN 2015 die ökonomische und inhaltliche Hintergrundinformation. Sabine Sasse beschäftigt sich in ihrem Essay mit den Problemen des traditionellen TV, das versucht, in einer zunehmend mobilen Kommunikationswelt seinen Platz auf der Fernbedienung der Zuschauer zu behaupten.


Da sind auf der einen Seite Netflix und dessen Gründer Reed Hastings, der gebetsmühlenartig das Ende des linearen Fernsehens beschwört und die Zukunft einzig und allein in Streamingdiensten – allen voran natürlich Netflix – sieht. Dann ist da YouTube, das durch eine wachsende Zahl von Multi Channel Networks gegliedert und konfektioniert wird, in denen die neuen Stars der Teenie-Szene mit zahllosen Clips und Videos Millionen von Fans generieren. Deren Clicks und Likes bescheren den YouTubern nicht nur große Aufmerksamkeit, sondern spült ihnen auch viel Geld in die Taschen.

ARD und ZDF versuchen, der Bedrohung durch Adaptionen, Personal-Verjüngungen und „Jugendkanäle“ etwas entgegenzusetzen. Aber funktioniert das auch? Oder wäre es nicht besser, sich wieder im Kern auf Entwicklung und Produktion schwergewichtiger, international aufsehenerregender und langlebiger Werke zu konzentrieren, anstatt haufenweise Standardware zu produzieren? Jan Freitag hat die Degeto besucht und beschreibt, wie Christine Strobl seit drei Jahren – erfolgreich – versucht, ein verrottetes System wieder auf Vordermann zu bringen.
Probleme gibt es auch bei der Verteilung der Aufträge an männliche und weibliche Regisseure im deutschen Fernsehen. Während im Kino noch um die 20 Prozent der Filme von Frauen  gemacht werden, liegt der Anteil von Regisseurinnen, die für ARD und ZDF Stoffe realisieren dürfen, bei elf Prozent. Selbst das sogenannte frauenaffine „Herzkino“ wird zu 86 Prozent von Männern inszeniert. Woran das liegt, beschreibt Hannah Pilarczyk in ihrem Essay.
Entgegen dem aktuellen politischen Trend in Europa ist im TV-Bereich ein vermehrtes Zusammenrücken zu beobachten: es gibt zunehmend europäische Koproduktionen, in denen Schauspieler aus verschiedenen Ländern in ihrer eigenen Muttersprache oder dialektbehaftetem Englisch grenzübergreifend Kriminalfälle lösen. Christian Bartels gibt einen Überblick über aktuelle Produktionen  und geht den Ursachen dieses Trends auf den Grund. Schließlich hat IfM-DirektorLutz Hachmeister sein Essay „Es gibt keine digitale Gesellschaft“, das vor einigen Wochen  in der FAZ für Kontroversen sorgte, für das JAHRBUCH erheblich erweitert und aktualisiert.

Das JAHRBUCH FERNSEHEN „bündelt die treffendsten Analysen mit den kreativsten Kritiken und zahllosen Hintergrundinformationen zum Genre“ (Spiegel Online) und ist mit seinem aufwändigen und aktuellen Service- und Adressenteil für die Medienbranche „unverzichtbarer Wegbegleiter durchs Jahr“ (NZZ). Es erscheint seit 1991.

Die Herausgeber – das Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (Koordination), die Medienkorrespondenz, dasGemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik und die Cologne Conference – stehen für die journalistische Qualität und medienpolitische Unabhängigkeit der Publikation.

Dieter Anschlag/Claudia Cippitelli/Steffen Grimberg/Lutz Hachmeister/ /Peter Paul Kubitz/Petra Müller (Hrsg.): Jahrbuch Fernsehen 2015. Köln 2015, 456 Seiten, Broschur, 34,90 Euro, ISBN: 978-3-9813465-5-8; ISSN 0949-9997

Bestellungen unter: info@jahrbuch-fernsehen.de